Spanien im Dunkeln – Kommt der Blackout jetzt nach Österreich?

Spanien im Dunkeln – Kommt der Blackout jetzt nach Österreich?

Der Gebäudedoktor Harald Reiter im Blackout
Der Gebäudedoktor Harald Reiter im Blackout

Ein Albtraum, der uns alle treffen kann – und vielleicht schon bald Stellen wir uns vor:
Es ist Mittag, der Himmel ist wolkenlos, Photovoltaikanlagen liefern Strom im Überfluss – und plötzlich versinkt ein ganzes Land in Dunkelheit.

 

Genau das ist am 28. April 2025 in Spanien geschehen. In nur fünf Sekunden stürzte ein harmlos scheinender Frühlingstag Millionen in die komplette Stromlosigkeit. Was wie ein Science-Fiction-Szenario klingt, ist brutale Realität – und ein Weckruf für Österreich. Denn auch bei uns steht das Stromnetz unter Hochspannung. Die Frage ist nicht ob, sondern wann wir ebenfalls im Dunkeln stehen.

Die Fakten: Gegen Mittag erreichte die Solarstromproduktion ein Rekordhoch von etwa 18 Gigawatt. Klare Himmel, strahlender Sonnenschein, perfekte Bedingungen für die Photovoltaikanlagen.

Doch dann, um 12:33 Uhr, der Schock: Innerhalb von fünf Sekunden brach die Stromproduktion um 15 Gigawatt ein – das waren rund 60 % der spanischen Netzlast. Der Blackout breitete sich wie ein Lauffeuer aus: Teile Spaniens, Portugals und sogar Frankreichs wurden in die Dunkelheit gestürzt.(Quelle: Reuters, Euronews)

 

Die Wetterbedingungen waren stabil. Kein Sturm, kein plötzlicher Temperatursturz, keine atmosphärische Störung.

 

Das Problem lag offenbar im Stromnetz selbst. Der plötzliche Leistungsabfall führte zu Frequenz-schwankungen, die Schutzmechanismen auslösten – Kraftwerke schalteten sich ab, ein Dominoeffekt setzte ein. Die hohe Durchdringung erneuerbarer Energien, ohne ausreichend Netzstabilität durch Trägheit aus konventionellen Kraftwerken oder Speichersysteme, offenbarte eine massive Schwachstelle.

 

Die iberische Halbinsel eine "Strom-Insel"

Die Iberische Halbinsel, bestehend aus Spanien und Portugal, bildet im europäischen Stromnetz eine sogenannte „Energieinsel“. Dies bedeutet, dass ihre Stromnetze nur begrenzt mit dem restlichen europäischen Netz verbunden sind. Diese Isolation hat erhebliche Auswirkungen auf die Netzstabilität und die Fähigkeit, auf Störungen zu reagieren.

 

Die Hauptverbindung zwischen der Iberischen Halbinsel und dem restlichen Europa besteht über zwei Hochspannungsleitungen nach Frankreich. Diese Verbindungen ermöglichen lediglich eine Übertragungskapazität von etwa 4 Gigawatt, was ungefähr 2 % der installierten Erzeugungskapazität Spaniens entspricht.

 

Diese begrenzte Verbindung zum restlichen europäischen Netz erhöht das Risiko von Netzinstabilitäten auf der Iberischen Halbinsel. Bei einem plötzlichen Ausfall großer Stromerzeugungskapazitäten, wie es am 28. April 2025 der Fall war, kann die Frequenz im Netz schnell abfallen. Ohne ausreichende Unterstützung durch benachbarte Netze kann dies zu einem großflächigen Stromausfall führen.

 

Zum Bergleich: Österreich verfügt über eine bemerkenswert hohe Strom-Interkonnektivität im europäischen Vergleich. Je nach Berechnungsmethode liegt dieser Wert zwischen 55 % und 98 %.

 

Ist Österreich in Blackout-Gefahr?

Ja, Österreich ist grundsätzlich von einem Blackout bedroht, auch wenn es als eines der am besten vernetzten Länder Europas gilt.

Trotz starker Vernetzung ist Österreich bei Instabilitäten in Nachbarländern nicht automatisch geschützt – im Gegenteil: Es ist anfällig für Kettenreaktionen, wie sie z. B. 2021 in Südosteuropa beinahe einen Netzzusammenbruch verursacht hätten.

Die Integration von Wind- und Sonnenstrom nimmt stark zu, jedoch ohne ausreichend Regelenergie, Speicher oder Netzträgheit aus konventionellen Kraftwerken. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Frequenzschwankungen. Insbesondere im Winter bei hoher Heizlast (Elektroheizungen, Wärmepumpen) und gleichzeitiger Dunkelflaute (wenig Sonne, wenig Wind) drohen Lastspitzen, die nicht mehr gedeckt werden können.



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